Harmuthsachsen

Kirchengemeinde Harmuthsachsen


Harmuthsachsen wird erstmals 1195 urkundlich erwähnt. Bereits 1262 ist ein „pleban“ (Leutpriester) für „Ermensassen“ nachweisbar. 1367 ist die Harmuthsächser Kirche eine „ecclesia parochialis“ (Pfarr- bzw. Mutterkirche).

Mitten im Dorf gelegen, hat die Kirche von Harmuthsachsen im Laufe der Jahrhunderte mehrere An- und Umbauten erfahren. Im Chorraum des heutigen Gebäudes weisen Mauerreste und Säulenstümpfe auf eine kleinere Vorgängerkirche hin. An der Außenwand der Südseite findet sich die Jahreszahl „Anno domini 1501“. Da der Text auf dem Kopf steht, muss der Stein wiederverwendet und offensichtlich unsachgemäß verbaut worden sein. 

1749 wurde die Kirche grundlegend umgestaltet, worauf die Jahreszahl an der heute zugemauerten ehemaligen Eingangstür auf der Südseite hinweist. 1952-54 wurde nicht nur dieser Eingang in den Turm verlegt, es wurde auch der ehemalige Kanzelfuß der jetzt tiefergelegten Kanzel an der Nordseite des Altarraums als Unterbau für die Taufschale wiederverwendet. Bis zu jenem Zeitpunkt befand sich die Orgel über dem Altar auf einer heute nicht mehr vorhandenen Empore über dem Altar. Seit sie ihren neuen Standort auf der gegenüberliegenden Empore gefunden hat, ist im Chorraum deutlich mehr Platz.

Die 7 ins Auge fallenden Grabsteine aus den Jahren 1592-1629, die rings um den Altar in die Wände eingelassen sind, wurden bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1932 gefunden. Sie beziehen sich auf in einer Grablege unterhalb des Altars beigesetzte Angehörige der Patronatsfamilie derer von Hundelshausen, an die auch der Patronatssitz oberhalb der Sakristei erinnert. Bereits 1852 war der südliche Patronatsanbau abgerissen und durch ein Fenster ersetzt worden.

Die letzte umfassende Kirchensanierung fand nach mehrjähriger Bauzeit mit der Wiedereinweihung der Kirche und der Wiederinbetriebnahme der restaurierten Orgel am 11. 09. 2005 ihren Abschluss.

Erbaut wurde die Orgel 1849 von Orgelbaumeister Johannes Koch aus Schmalkalden. An dem Vorgängerinstrument des Eschweger Orgelbaumeisters Schaeffer aus dem Jahr 1687 führten 1788 Johann Heinrich Völler aus Angersbach und 1840 Wilhelm Holland aus Schmiedefeld Arbeiten aus. 

Die Glocken sind aus vorreformatorischer Zeit: Die Älteste der beiden aus dem Jahr 1447 trägt die Inschrift: „Anno Domini 1447 fusa est pus capana ciriaci martiris. O rex gloriae veni cum pace.“ (Im Jahre des Herrn 1447 gegossen zur Ehre des Märtyrers Cyriacus. O König der Freuden, komm mit Frieden.)

Die zweite Glocke aus dem Jahr 1455 musste 1942 für die Rüstungsindustrie abgeliefert werden, kam aber 1947 vom „Glockenfriedhof“ in Hamburg unversehrt zurück. Ihre Inschrift lautet ebenfalls: O rex gloriae veni cum pace.“

Das Gemälde „Die Bergpredigt“ des Kasseler Kunstmalers Seiffert aus dem Jahr 1934 im Turmraum der Kirche schmückte bis zum Jahr 2000 den Altar der kleinen Dorfkirche von Wollstein. Zusammen mit Hasselbach und Küchen war auch Wollstein eine Filiale des 2013 aufgelösten Kirchspiels Harmuthsachsen – mit dem Recht auf 4 Gottesdienste pro Jahr in Wollstein. Nachdem der Nonnenkonvent der katholischen Ordensgemeinschaft Bethlehem (Kloster Marienheide) das Gut Wollstein erworben hatte, schenkten die Schwestern dieses nicht nur für, sondern in Wollstein gemalte Altarbild der Evangelischen Kirchengemeinde Harmuthsachsen.

 
Seit dem 1.1.2020 gehört Harmuthsachsen zur Kirchengemeinde Waldkappel.

Die Glocken der Ev. Kirche in Harmuthsachsen


Glocke 1 (große): gegossen 1457, Ton g’, einzeilige Inschrift an der Schulter zwischen zwei Taustegen:

Ānno dñiNw m°w cccc°w lvIIw fusa est pũs cãpana in honore sancti ciriaci martiris: o rex glorie veni cum pace:euw *


Anstelle des hier verwendeten Zeichens * befindet sich ein medaillonartiges Pilgerzeichen in der Inschriftszeile.


Am Wolm befinden sich drei Stege.


Glocke 2 (kleine): gegossen 1455, Ton b’, Inschrift an der Schulter zwischen zwei Doppelstegen:

o rex : glorie : veni : cum : pace ¯ anno: dñi : m° c c c° c : l v° e¯


Am Wolm gibt es einen Steg.


Dennis Willershausen, Homberg (Efze), 01.06.2019




„Bergpredigt“ ist der Titel des Gemäldes, das einmal den Altar der Kirche von Wollstein schmückte. Der Kunstmaler Seiffert, der 1934 dieses Bild vor Ort gemalt hat, soll einige der damaligen Einwohner Wollsteins unter den Zuhörern der „Bergpredigt“ porträtiert haben. Wollstein ist schon lange kein Dorf mehr, auch kein Gutsbetrieb, sondern seit dem Jahr 2000 „Kloster Marienheide“.             

 

Als der Konvent der kontemplativen katholischen Ordensgemeinschaft von Betlehem damit begann, den ganzen Gebäudekomplex des ehemaligen Gutshofes nach den eigenen Vorstellungen umzugestalten, bekam die Evangelische Kirchengemeinde Harmuthsachsen dieses Gemälde geschenkt. Mittlerweile kommt es in der Harmuthsächser Kirche immer dann in den Blick, wenn die Gemeinde nach dem Segen gerade im Begriff ist, das Haus Gottes zu verlassen und sich auf den Weg „zurück ins Leben“ zu begeben. 


Unverkennbar im Stil der 30er Jahre gemalt, ist die Botschaft doch alles andere als im Trend der damals mit brutaler Gewalt durchgedrückten Ideologie der angeblich „neuen Zeit“: Da sind die Mühseligen und Beladenen. Da trägt einer ganz hinten den Arm in der Schlinge. Das Mädchen mit den betenden Händen ganz vorn spürt wohl die Nähe der Hand seiner Mutter, die zu Jesus aufschaut, aber ob es den besorgten Blick des Vaters mitbekommt, der seine Lieben im Auge hat? Die kreidebleiche Frau mit dem Verband um Kopf und Hände scheint dem Tod näher zu sein als dem Leben, aber der Mann, der sie im Arm hält, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Denn dieser Jesus, der da mit beiden Beinen mitten unter ihnen allen steht und sein machtvolles „Selig seid Ihr“, allem Kummer und allem Leid zum Trotz, mit stummer Segensgebärde aus dem Bild heraus uns Betrachtern entgegenhält, ist eben gerade nicht „zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“, sondern hat ein Herz genau da, wo auch wir eins haben sollten.


Ihr Rolf Hocke


P.S.: Weiß irgendjemand Näheres über den Kunstmaler Seiffert aus Kassel, der dieses Gemälde geschaffen hat? Wenigstens den Vornamen und die Lebensdaten würde der Kirchenvorstand gern in der Chronik der Kirche ergänzen.



Verschiedenes

Hier finden Sie eine Liste, mit allen Pfarrern, die bis 1553 zurück geht zum Download.

Liste Evangelischer Pfarrer im Kirchspiel Harmuthsachsen
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